Der Wunsch, eine eigene Sternwarte irgendwo auf dem Lande draussen unter einem wenig lichtverschmutzten Himmel zu haben ist bestimmt der Wunsch vieler Amateurastronomen. Seien wir ehrlich: Das Suchen nach gut erreichbaren und geeigneten Beobachtungsplätzen, der stets wiederkehrende Auf- und Abbau der sperrigen Instrumente, buntes Kabelwirrwarr auf dem Boden, leere Akkus und PCs auf wackeligen Campingtischen ist nicht jedermanns Sache. Vom Winde, der einem um die Ohren pfeift, dem Taubeschlag auf Tuben und Okularen und dem Frieren in der kalten Jahreszeit ganz zu schweigen. Mir erging es jedenfalls so. Aber vom Tage x, wo für mich der Bau der privaten Sternwarte beschlossene Sache war bis zur Ankunft des LKWs der Firma Baader mit Kuppel, Säule, Montierung und diversen optischen Gegenständen (u.a. ein Grossfeldbinokular Mark V) floss noch viel Wasser vom Hinterrhein in die Nordsee.
Wer nämlich glaubt, man könne bei uns in der Schweiz problemlos in aller Abgeschiedenheit ein Gebäude errichten -und sei es auch noch so klein - der täuscht sich. Der Amtsschimmel will auch hier geritten und bezahlt sein. Eine umfangreiche Dokumentation in mehrfacher Ausführung machte die Runde in vielen Büros – hinauf bis zur Bundeshauptstadt Bern, wo man meine Anfrage schliesslich mit diversen Auflagen bewilligte.
Bau des Fundaments und Montage der Sternwarte
Mit dem Bau der Sternwarte waren Vorgaben wie Wünsche verbunden. So musste das Gebäude bestimmten ästhetischen Ansprüchen genügen; steht es doch an bester Lage und ist von weitem sichtbar. Eine permanente Stromversorgung anstelle von Akkus ist ein Muss für den reibungslosen Betrieb der verschiedenen elektrischen Anlagen. Das allerdings erforderte den Bau einer Bodenleitung.
Nie zur Diskussion stand ein Schiebedach. Grund: Ein wirksamer Schutz vor Wind, Kälte, und Fremdlicht war gefragt. Das kann nur eine Kuppel bieten! Nicht zu vergessen der massive Betonsockel mit der Stahlsäule und einer präzisen GOTO-Montierung, welche zwei Teleskope mühelos tragen kann und sich auch ohne PC mit einer Handsteuerung bequem bedienen lässt.
Lange bevor die Handwerker vor Ort den Aushub machten, Bodenleitung legten, Fundamente betonierten und das Gebäude erstellten hatte ich verschiedene Angebote für die technische Ausrüstung überprüft. Der Entscheid für die Firma Baader Planetarium war mir leicht gefallen. Grund: Schnell war mir klar, dass ich es bei dieser Adresse mit Fachleuten zu tun hatte, die auch beraten können und sich dafür die nötige Zeit nehmen.
Zweimal fuhr ich nach Mammendorf, wo ich sehr freundlich empfangen wurde. Herr Baader zeigte mir seinen Betrieb und stellte mir die verschiedenen Produkte vor, die in Frage kamen. In der Ausstellung fand ich auch meine Wunschmontierung; eine edelstahlgraue 10Micron GM2000 QCI.
Seit dem Einrichten der Sternwarte durch die Leute von der Firma Baader Planetarium bis zum Schreiben dieses Berichtes ist wiederum viel Wasser von der Schweiz in die Nordsee gelangt. Und x-mal hat sich in dieser Zeit nach dem Betreten das folgende Szenario abgespielt:
- Kuppeltor öffnen
- Die Montierung mit dem Kippschalter an der Kontrollbox einschalten
- Im Menü des Handbedienungsgerätes das gewünschte Objekt wählen und mit Enter bestätigen
- Enter ein zweites Mal drücken, damit das Teleskop das Objekt anfahren kann
- Mit der Fernbedienung den Kuppelspalt in die richtige Position fahren
- Fertig!
Der ganze Vorgang dauert nicht einmal fünf Minuten. Was will man mehr?!
Da lohnt es sich alleweil, auch bei unsicherer Wetterlage in die Sternwarte zu gehen. A propos Kuppelseeing: Man liest und hört immer wieder davon. Ich persönlich habe das bis jetzt noch nie erlebt; die Ursache für zittrige Bilder war bis zum heutigen Tage immer in höheren Sphären zu suchen…
Fazit:
Die Kuppel ist ein echtes Bijou und hält, was sie verspricht. Sie hält jeder Witterung stand. Der Motorantrieb mit der Fernbedienung für deren Drehung ist ein kleiner Luxus, den ich nicht mehr missen möchte. Meine astronomische Tätigkeit ist vor allem das visuelle Beobachten unseres Sonnensystems. Da kann es schon vorkommen, dass das SolarMax II 90 Double Stack einen halben Tag lang auf die Sonne gerichtet ist. Kein Problem für die 10Micron GM2000 QCI. Auch nach vielen Stunden zeigt ein Blick ins Okular, dass die Nachführung äusserst präzise ist. Das Handbedienungsgerät hat sich als sehr praktisch erwiesen und die umfangreiche Software mit ihren vielen Funktionen ersetzt für mich den PC. Noch etwas: Ein nicht zu unterschätzendes Suchtpotential birgt das Grossfeldbinokular Mark V in sich: Der Durchblick ist so sensationell (vor allem bei Mond und Planeten), dass man es einfach nicht mehr lassen kann!
Die Anlage ist nun zwei Jahre in Betrieb und es sind dort viele Leute ein- und ausgegangen. Ich kann einfach nur sagen, dass die massive und professionelle Bauweise der einzelnen Komponenten und deren tadelloses Funktionieren – sei es die Kuppel, die Säule mit der Montierung, das Adaptersystem mit dem Schnellverschluss, das Bino … – den Besuchern wie auch mir immer wieder viel Eindruck macht.
Technik und Zubehör
So funktioniert bis heute alles bestens, im Sommer bei 35 Grad Hitze wie auch im Winter bei -20 Grad Kälte. Bei solchen Minustemperaturen bekommt man natürlich auch im Schutze der Kuppel die Kälte zu spüren. Angenehmer wäre es dann zwar zu Hause – dafür gibt es dort keine Stahlsäule mit einer italienischen Schönheit oben drauf – gemeint ist die GM2000 QCI – und an der Decke fehlt die Baaderkuppel mit dem Spalt zum freien Sternenhimmel.
Mehr Infos unter: www.sattenlegi.ch
Willisau, 20 November 2013, Josef Bucher