Im Laufe der Jahre ändern sich viele Ausrüstungsgegenstände, so auch Beobachtungsinstrumente und deren Montierungen. Vor 47 Jahren genügte noch ein Fotostativ, dann folgte die Orion 1 der Fa. Wachter und schließlich eine schwere Selbstbaumontierung. Eine robuste, aber doch zu schwach gewordene ALT-7 musste zuletzt ersetzt werden, um das neue Instrumentarium aufnehmen zu können. 1973 begonnen mit einem 60 mm Refraktor von Hertel & Reuss, bin ich nun bei einem PlaneWave CDK24 (ich habe die Seriennummer 00002) angekommen. Die Montierung sollte problemlos die folgende Instrumentenkombination tragen: Ein CDK24, ein 6“ f9 Astrophysics und ein PENTAX 75.
Eine überschlägige Berechnung des Gewichts ergab, dass das empfohlene maximale Instrumentengewicht von 150 kg fast erreicht wurde. Eine große Montageplatte nahm den CDK etwas exzentrisch auf, so dass der Refraktor daneben noch Platz fand. Dadurch ergab sich mit allen erdenklichen Zusatzbauten schnell ein Gewicht, dass mit der Standardanzahl an Gegengewichten und deren Aufnahmestange nicht mehr ausgeglichen werden konnte. 7 Gewichte zu je 20 kg waren daher notwendig geworden. Nun sollte sich zeigen, wie wichtig es ist, einen kompetenten Partner zu haben. Für die Fa. Baader war es kein Problem, eine längere Deklinationsstange außerhalb der Serienproduktion zu liefern, so dass dadurch alle Gewichte mit etwas Spielraum aufgenommen werden konnten. Erst in der neuen Sternwarte mit ihrem abfahrbaren Dach (vorher war es eine viel zu kleine 3,2 m Kuppel), konnte ich den Balanciermodus der Montierung nutzen. Schnell war alles so austariert (<0,2% Unwucht), dass beide Motoren nur noch Minimalarbeit leisten müssen. Aufgrund des sehr kleinen Hebelarmes auf der Instrumentenseite, sind auch größere variable Zusatzgewichte wie die CCD Kamera kein Problem.
Nun ging es an die Justierung. Durch die ersten Modellen aus jeweils 3 – 5 Sternen wurde die Montierung auf dem sehr praktischen und ausgereiften Säulenadapter über Gewindespindeln mechanisch korrigiert. Erst nachdem die N/S-Richtung und die Polhöhe recht genau stimmten (0,03RT = 0°00’48“ in Azimut, 0,04Dn = 00°01’31“ in der Polhöhe und 0°10’03“ Orthogonalfehler), konnte die Korrektursoftware in Deklination und Rektaszension, also dual, die Aufgabe übernehmen.
Aus den Erfahrungen mit der alten Sternwarte und dem identischen Equipment zeigte sich aber auch, dass selbst eine Stahlsäule mit 12,5 mm Wandstärke nicht mehr ausreichend biegesteif und schwingungsfrei war. Selbst mit einer Füllung aus speziellem Sand zeigten sich die Grenzen. Auch hier konnte die Fa. Baader mir eine doppelwandige, 1 m hohe und 155 kg (ohne Füllung) schwere Trapezsäule anbieten. Mit der innenliegenden Kabelführung verhindert man zudem das nächtliche Stolpern oder Verheddern von Kabeln beim Schwenken der Montierung.
Die moderne 10 Micron Software kommuniziert auch problemlos mit den derzeit gängigsten Softwareanwendungen, wie zum Beispiel mit MaximDL oder mit der älteren Planetariumssoftware „The Sky6“. Wichtig hierbei ist, dass die Montierungssoftware ständig weiter entwickelt wird. Die Kontrolle der Nachführung kann direkt am Instrument mittels Handschalter, am PC selbst oder auch per Internet vorgenommen werden. Was will man mehr? Nun man kann es auch „Jammern auf hohem Niveau“ nennen, wenn das eine oder andere verbessert werden könnte. So wäre es z. B. Wünschenswert, wenn das notwendige externe Programm zur Synchronisation der Uhrzeit zwischen der Montierung und dem Internet und der damit verbundenen Umstellung von MEZ auf MESZ ein Bestandteil der Basissoftware wäre. Gerade bei langen Brennweiten von mehr als 4 m ist eine exakte Zeit für die Goto-Funktion unumgänglich. Aber vielleicht gibt es in einer zukünftigen Softwaregeneration 3.0 eine solche Lösung?
Was ich jedem Käufer aber dringend empfehlen würde, ist die Umrüstung für tiefere Minusgrade unterhalb von -15°C. Ich hatte zwar keine Probleme, die Montierung zu benutzen, aber die Positioniergeschwindigkeit musste um 1/3 reduziert werden, um ein Stehenbleiben des Motors zu verhindern. Wie gesagt, für die normale Beobachtung ist dies kein Problem, wer sich aber für Satelliten oder die ISS interessiert, könnte Schwierigkeiten bei der automatischen Verfolgung bekommen.
Die Montierung läuft seit nunmehr 8 Jahren störungsfrei, was bei dieser Auslastung ein echtes Qualitätsmerkmal darstellt. Auch heute würde ich wieder zur GM 4000 greifen, vermutlich aber anstelle der QCI nun die neue HPS-Ausführung wählen, obwohl ich jedes Objekt im CDK mit einem 20 mm-Okular im Gesichtsfeld oder auf dem 24 x 36 mm CCD-chip finden kann.
Der Hobbyastronom Günter Knerr nutzt auf Basis einer Sonderanfertigung ein Gartenhaus als professionelle Sternwarte. Lesen Sie hier den Artikel, wie das spektakuläre Projekt mit fahrbaren Dach Schritt für Schritt entsteht: Spektakulär: ein Gartenhaus als Sternwarte