Nachdem schon einige Jahre zuvor die Wahl für den Wohnsitz am Lande unter Bedachtnahme auf astronomische Nutzbarkeit getroffen wurde, folgte in den Jahren 2021/22 der logische Schritt, im Zuge der anstehenden Sanierung des Dachgeschosses den Lebenstraum einer eigenen Sternwarte in die Wirklichkeit umzusetzen. Tatsächlich erwiesen sich die konstruktiven Gegebenheiten beinahe 50 Jahre nach Errichtung des Gebäudes als äußerst glücklich, um den erforderlichen, massiven Unterbau für die Instrumentenplattform schaffen zu können.
Über eine Falltreppe führt nun der Weg mitten aus dem Wohnbereich durch eine Öffnung im begehbaren Boden der Sternwarte zu einer mehr als angemessenen Behausung 2er Ausnahmerefraktoren, zu welchen mir weitere glückliche Umstände im Laufe des Lebens verhalfen. Angesichts dieser über die Jahre hinweg lieb gewonnenen Instrumente fällt es schwer, sich einzugestehen, dass das wahre Wunderwerk dennoch in der Kombination von Kuppel und Montierung besteht. Letztere besticht durch ihre Präzision und hat darüber hinaus alle Mittel an Bord, um die Kuppel automatisch ihren eigenen Aktivitäten folgen zu lassen. Das beschränkt sich nicht darauf, synchrone Bewegungen auszuführen, sondern es lässt sich auch das Parken und Entparken des Teleskops automatisch mit dem Schließen und Öffnen des Torspalts verbinden. Da ich im Sternwartenbetrieb ohnedies immer vor Ort bin, lässt sich alleine damit die Steuerung einer Photosession hinlänglich mit gängiger Bildakquisitionssoftware aus der warmen Stube bewerkstelligen, oder man kann sich in der Zwischenzeit auch beruhigt anderen Dingen zuwenden und gegebenenfalls auch schlafen gehen.
Das ergibt für mich eine maßgeschneiderte Lösung, so kann die Kuppel bereits ohne High-Tech bis zum Ende der Fahnenstange, welche für echten Remotebetrieb wohl unerlässlich ist, alle Voraussetzungen erfüllen. Man sollte nicht glauben, wie einfach es sein kann: Die Technik tritt weit in den Hintergrund, alles funktioniert wie selbstverständlich. Die Komplexität für den Anwender hat gegenüber den Zeiten mit dem Stativ unter freiem Himmel nicht zugenommen, statt dessen erleichtern viele Annehmlichkeiten das Leben.
Der große Refraktor mit seiner Baulänge von Taukappe bis Kamera am Ende des Backfocus schöpft den Kuppelraum nahezu aus, und gegenüber einer temporären Aufstellung im Freien schraubt man ja immer gerne mal ein wenig herum. Da kommt eine weitere Eigenschaft der Montierung gelegen, denn durch die Ausstattung mit Encodern an beiden Achsen, lässt sich das Instrument bedenkenlos manuell frei schwenken, ohne dass das Alignment verloren geht. Ein Upgrade, zu dem ich mich aufgrund einer ohnedies bereits bestehenden, sehr guten Montierung erst während der Projektlaufzeit entschlossen, aber bislang keine Sekunde bereut habe.
Herzlichen Dank an die Firma Baader, die es nicht bei der „Pflicht“ bewenden ließ, hochwertige Produkte herzustellen und diese sorgfältig zu verbauen, sondern auch als „Kür“, über den Kernbereich der Sternwarte hinaus, bei dem gesamten Umbauprojekt immer gerne mit Rat zur Seite stand.